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Unterabschnitte

6.2 Ansätze

6.2.1 Grundideen

Dem PSP liegen einige Überlegungen zugrunde, die auf den Unterschieden zwischen dem Softwareprozeß einer Organisation (umfassender Softwareprozeß, USP) und dem einer Einzelperson beruhen:

6.2.2 Die Schlüsselbereiche im PSP

Der PSP zielt auf einen selbstoptimierenden persönlichen Prozeß. Dementsprechend müssen die meisten der Schlüsselbereiche des CMM auch im PSP angesprochen werden. Einige davon entfallen jedoch, weil die ihnen zugrundeliegenden Probleme nicht in den Arbeitsbereich des Individuums fallen, sondern der Koordination innerhalb einer Projektgruppe zuzuordnen sind.

Die nachfolgenden Abschnitte besprechen in Kurzform die Maßnahmen, die im PSP für die einzelnen Schlüsselbereiche vorgeschlagen werden. Wo Schlüsselbereiche grundsätzlich nicht relevant für persönliche Prozesse sind, steht ,,entfällt``. Eine kleine Anzahl von Bereichen könnte prinzipiell im PSP angesprochen werden, wird aber in der derzeitigen Version nicht behandelt. Dies ist ebenfalls bemerkt.

6.2.3 Stufe 2: wiederholbar

6.2.4 Stufe 3: definiert

6.2.5 Stufe 4: verwaltet

Auf Stufe 4 werden die Stärken eines PSP erst richtig sichtbar: Was im USP eine späte Phase der Prozeßentwicklung ist und zu seiner effektiven Benutzung sehr viel voraussetzt, ist im PSP sehr konkret und relativ einfach innerhalb weniger Wochen einzuführen.

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6.2.6 Stufe 5: optimierend

6.2.7 Der PSP-Kurs

Für den PSP stellt sich natürlich die gleiche Frage, wie für die höheren CMM-Reifestufen: Wie komm ich hin? Humphrey hat für den PSP einen Kurs ausgearbeitet, der einen mit einem Aufwand von etwa einem ganzen Arbeitstag pro Woche innerhalb von 15 Wochen zu einem PSP bringt, der CMM-Stufe 4 entspricht. Sein Buch [Hum95] ist in seinem Hauptteil passend zu diesem Kurs strukturiert, so daß man den Kurs ohne weiteres im Selbststudium machen kann.

Der Kurs verläuft vom Anfangsprozeß PSP0 über fünf PSP-Zwischenstufen bis zum vollen Prozeß PSP3. Der Basisprozeß PSP0 ist dabei das individuelle bisherige Vorgehen, ergänzt um die Erfassung von Arbeitszeiten und Fehlern als Grundlage aller weiteren Prozeßverbesserungsschritte.

Im PSP1 wird das Größenmessen und -schätzen und die Zeitplanung eingeführt. Die Zeitplanung wird mit zunehmenden Datenmengen verfeinert, basiert aber von Anfang an auf gemessenen Daten anstatt auf reiner Intution; das gleiche gilt für die Größenschätzung. Es wird nicht nur eine Schätzung der Gesamtzeit vorgenommen, sondern auch eine Festlegung zahlreicher feiner Meilensteine und eine Terminplanung, wann diese jeweils erreicht werden sollen. Damit kann eine genaue Planverfolgung und ggf. frühzeitige Korrektur gewährleistet werden.

Der PSP2 führt das Qualitätsmanagement ein: Entwurfsdurchsichten, Codedurchsichten, Vermessung der Begutachtungsgeschwindigkeit, Defektentdeckungsrate und Defektentdeckungsausbeute und die systematische Auswertung von Fehlerdaten zur Identifikation und Beseitigung wiederkehrender Fehlerursachen. Das Qualitätsmanagement enthält auch eine Kostenbetrachtung, um den Prozeß je nach Entwicklungszielen gezielt in einem günstigen Kosten-Nutzenbereich betreiben zu können. Für die Entwurfsprüfung werden einige allgemein benutzbare Kriterien und Formalismen zur Prüfung von Entwurfsvollständigkeit und -korrektheit eingeführt.

Als letzter Schritt erweitert PSP3 das Vorgehen auf inkrementelle Entwicklung, so daß die PSP-Methoden auch für größere Programme brauchbar bleiben.

Dieses Vorgehen des PSP-Kurses über Zwischenstufen ermöglicht ein schrittweises Erlernen und Einüben, wobei jeder Schritt mit eigenen Erfolgserlebnissen verbunden ist. Auf diese Weise wird die Motivation über den Kurs hinweg aufrechterhalten.

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Auf jeder PSP-Stufe werden eine oder zwei Programmierübungen gemacht, die zwei Ziele haben: Erstens dienen sie als Übungsbeispiele für die Anwendung der jeweiligen PSP-Variante; zweitens sind die darin erzeugten Programme Werkzeuge für die Messung und Datenanalyse im PSP. Die einzelnen Übungen dauern etwa 0.5 bis 4 Stunden für Übung 1 bis hin zu 5 bis 30 Stunden für Übung 10, je nach Geschick und Gründlichkeit.

Die Programmierübungen werden ergänzt durch Prozeßverbesserungsübungen, die folgende Zwecke haben:

Ergebnis des Kurses ist ein wohldefinierter Prozeß, der zunächst zum überwiegenden Teil aus vordefinierten Teilen besteht, aber auch schon selbstdefinierte Komponenten enthält (zumindest durch Auswahl aus mehreren Möglichkeiten). Dieser Prozeß wird aufgrund von Messungen quantitativ verstanden und kontrolliert und wäre insofern auf CMM-Stufe 4 einzuordnen. Das PSP-Buch enthält auch Anleitungen dafür, wie man kontinuierliche Prozeßverbesserung und Verwaltung von Technologiewechsel in den PSP einführen kann, um Stufe 5 zu erreichen. Dies kann jedoch nicht ausdrücklich im Kurs geübt werden.


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Lutz Prechelt
1999-04-13