im zuge der allgemeinen verkehrsbestimmungen wurde die einbahnverordnung
auch auf die fussgänger ausgedehnt. las herr gregor papp, der mitinhaber
der firma g. u. g. papp, schreibmaschinen und zubehör soeben in den
allgemeinen nachrichten, nachdem er zuvor die sportbeilage gewissenhaft,
von der ersten bis zur letzten zeile, gelesen hatte. er trank eine tasse
kaffee. als sie leer war, zahlte er und stand auf, wobei seine vorstellung
eine äusserst vage, er aber dennoch verärgert über diese
neuerung war. er verliess das lokal, bestieg seinen wagen und stellte mit
genugtuung fest, dass er seinen wagen richtig geparkt hatte, da auch diese
strasse im zuge der allgemeinen verkehrsbestimmungen vor kurzem zur einbahn
erklärt worden war. er gliederte sich in die schlange ein und fuhr
durch ein gewirr von einbahnen an seinen arbeitsplatz. der lieferwagen
der firma, deren mitinhaber er war, parkte vor dem eingangstor. so fuhr
gregor, wie ihn seine freunde kurz nannten, seinen wagen um die ecke, stieg
aus und stand einem strom von menschen gegenüber, die in die andere
richtung gingen. als er versuchte, sich in dieses gewühl zu stürzen,
wedelte der polizist von der anderen strassenseite mit dem weissen handschuh
herüber und rief über die strasse: einbahn, da erinnerte sich
gregor der neuen verordnung und ging mit den anderen um die ecke.
aber die vorgeschriebene fahr- und gehrichtung entfernte herrn gregor
immer weiter von seinem ziel und er wurde allmählich müde, da
er des gehens etwas entwöhnt war, seit er sich vor einigen jahren
seinen ersten wagen, damals noch auf raten, ja das waren zeiten, gekauft
hatte. ausserdem war er hungrig geworden und es war mittagszeit. er betrat
ein kleines restaurant, weil es eben so schön auf dem weg lag, ging
zu einem der tische, setzte sich und stellte fest, dass er der einzige
gast in diesem lokal war.
die bedienung ist mangelhaft, dachte gregor, aber damit war nicht viel
erreicht. so rief gregor nach einem kellner, der allerdings keineswegs
zu sehen war. als sich auch eine wiederholung seines rufes ohne ergebnis
zeigte, ging gregor durch den raum in einen zweiten und fand hier, wie
er es erwartet hatte, einen schanktisch, hinter dem eine alte frau mehr
schlief als stand und eine kolonne von zahlen auf einem rechnungszettel
addierte.
gregor richtete sich zu seiner vollen grösse auf und schmetterte
einen guten tag über die arme frau, der ihren kopf noch näher
an das tischblech drückte. dann richtete sie ihre augen verständnislos
auf gregor papp und antwortete mit »guten tag«, wodurch gregor
auch nicht klüger wurde, und er sich also veranlasst sah, das gespräch
fortzusetzen.
»wo ist der kellner? ich möchte essen. was kann man hier
essen?«
»ich bin die grossmutter«, antwortete die alte, was man
in hinblick auf die fragestellung für eine zumindest zweifelhafte
auskunft halten muss.
»unser kellner ist vor zwei stunden weggegangen, weil wir keine
zigaretten im regal hatten. wissen sie, wir heben die zigaretten immer
im regal dahinten auf«, dabei zeigte die grossmutter - wessen grossmutter
eigentlich? - mit ihrer zitternden linken hand, die noch immer den zettel
mit den zahlenkolonnen fest in den fingern hielt, auf ein regal, welches
mit plakaten für verschiedene erfrischungsgetränke beklebt war,
»und wie er dann nicht und nicht wiedergekommen ist, da ist halt
meine enkelin, wissen sie, ihrem mann gehört das geschäft eigentlich
und ich tu halt so ein bissen aushelfen wenn viel zu tun ist, und da ist
halt meine enkelin schaun gegangen, wo der franz, wissen sie, so heisst
unser kellner, also wo der franz solang bleibt, aber seit dem habe ich
die resi, wissen sie, meine enkelin heisst resi, noch nicht wiedergesehen.
ich weiss wirklich nicht, wo sie solang bleiben.« gregor war nun
wohl informiert aber noch immer hungrig. er verliess die gaststätte
nach einer wartezeit von einer halben stunde, als die alte aus dem haus
gegangen war, ihn ersucht hatte ein wenig aufzupassen, weil die zigaretten
ausgegangen wären und sie nun selber welche holen wollte.
als gregor die strasse wieder betrat, drängte sich eine dichte
schlange von menschen durch diese und es fiel ihm garnicht leicht sich
ebenfalls einzugliedern und die automobile, rad- und motorradfahrer steckten
in diesem getümmel und mussten schritt fahren. gregor drängte
sich bis zur nächsten öffentlichen fernsprechzelle durch und
rief seine firma an, um seine verspätung zu erklären.
die vier beamten hinter dem schalter, ein fünfter ist fortgegangen.
drei von den vieren regen sich auf, wo er sich solange herumtreibt.
drei versionen, was er machen wird, müssen mit der persönlichen
galle jedes einzelnen gewürzt sein. sie regen sich auf, weil sie seine
arbeit machen müssen. nur pumpler arbeitet. der einzige, der schweigt,
ist pfeiler, der intensiv in ein imaginäres ordnen einer kartei vertieft
ist, was ihm von halbritter, der ihn danach fragt, aber nicht ganz abgekauft
wird. eine kundin, frau schwarz, kommt herein, witwe, sie bleiben in ihr
gespräch vertieft und jeder erwartet, dass der andere sie bedienen
würde, frau schwarz wird pantomimisch ungeduldig. endlich muss pumpler
gehen, der einzig arbeitende, er fertigt sie sehr devot ab, die anderen
sprechen über den abwesenden. fortsetzung in zwei versionen. nachdem
frau schwarz das büro verlassen hat, wird sie sofort zerpflückt.
pumpler arbeitet und spricht, während einer völlig unbeirrt seine
version von der tätigkeit des abwesenden vertritt. plötzlich
brüllt halbritter auf, ob pumpler schon endlich fertig sei. pumpler:
einen augenblick. springt auf, stolpert fast, gibt seine arbeit ab, halbritter
brütet kurz, stellt fest, dass es falsch ist und räsoniert, weist
pumpler zurecht, beim arbeiten nicht zu sprechen. pumpler murrend an seinen
platz. bürogehilfe czerny mit devisen, valuten herein. vorher anfrage
wegen devisenkursen, mit bedauern wird mitgeteilt, dass sie noch nicht
da seien. halbritter: auf niemand kann man sich verlasssen, alles muss
man allein machen, jetzt fehlen schon zwei. ruft an und erfährt, dass
er schon unterwegs sei. czerny erzählt in seiner kretinierten bauernart
von seiner odyssee und der neuen verordnung. niemand ist sich der ganzen
tragweite noch bewusst. ein kunde trifft ein und erzählt von seiner
odyssee, die ihn hier vorbeitreibt, und er möchte einmal telefonieren,
und die ihm bereits den ganzen vormittag kostet, ohne seine wohnung erreichen
zu können. jetzt wird man stutzig. aufregung, schimpfen. ein telefonanruf
für czerny. seine frau ruft aus einer östlichen stadt, südöstlich
graz an. erklärt die sachlage. czerny bittet um urlaub. halbritter
ist keineswegs erfreut, aber weil er ihn bittet, obwohl es eigentlich nicht
sein ressort ist, lässt er ihn gehen. »geh halt«. allmählich
wird die situation klarer. der wagen mit dem mittagsessen und den bedienerinnen
langt nicht ein. pfeiler will nicht mehr arbeiten, wenn er nichts zu essen
bekommt. flüchtlinge kommen durch, man erkennt, dass diese arbeit
keinen wert mehr hat, geld wird entwertet, die ersten ausländer kommen,
man überlegt die situation, halbritter beruhigt seine frau telefonisch,
jandl will zu seiner familie, halbritter: einer ist genug. er lässt
ihn seine macht fühlen, droht mit seiner entlassung. noch fürchtet
jandl diese. halbritter ist überzeugt, dass sich alles regeln wird.
je länger der wagen mit dem essen ausbleibt, desto ungemütlicher
wird die situation. noch murren die flüchtlinge, nur man nimmt es
noch für eine verordnung wie jede andere und plötzlich nimmt
man, da die einleitung lange genug gedauert, sein schicksal, obwohl es
klar ist wie jedes andere. die beamten, ausser jandl, überlegen, wie
sie sich hier einrichten können, weil sie sich darüber aus verschiedenen
gründen im klaren sind, dass sie die wanderung nicht aushalten würden,
sie haben alle angst vor dem lebenskampf. jandl will wieder zu seiner familie,
aber halbritter klärt ihn auf, dass er in der anderen richtung wohne,
dass er nie durchkomme. da steht in jandl die verantwortung auf und er
ruft seine frau an, mit beiden kindern ins büro zu kommen und das
notwendigste mitzubringen. halbritter empört sich: esser die nichts
leisten können, er kocht besser, er hat keine lust, in der familie
jandl zu leben. debatte ebbt ab. jandl erzählt von seiner idee, einen
personenwagen zu entern, wie man in Zügen wohnen wird etc.
seinen bruder gustav konnte er nicht erreichen, weil er im augenblick nicht zugegen war, deshalb liess er sich mit dessen sekretärin verbinden und legte ihr den sachverhalt klar. zu seinem grössten ärger musste er erfahren, dass ein gutteil der belegschaft sich unterwegs befinde und von zeit zu zeit anrufe, es ihnen aber nicht möglich sei, zur arbeitsstelle zu gelangen, weil sie auf grund der neuen einbahnverordnung, deren gefüge noch nicht durchschaubar sei, noch keine möglichkeit gefunden hätten, dahinzugelangen. gregor verliess die zelle in gedanken. als ein wagen mit deutscher nummer an ihm vorbeifuhr, hielt er ihn an und meinte, »vielleicht können sie mich aufklären, ich finde mich nicht mehr zurecht. wissen sie einen weg der zum hauptplatz führt?« »wir kommen vom hauptplatz«, erwiderte der fahrer, ein beleibter herr mit sonnenbrille und weisser schirmmütze, »aber wie man da wieder zurückkommt, das weiss ich wirklich nicht. ich komme aus salzburg und bin seit heute morgen im wagen, gewarnt durch ein ereignis, das meinen freund betraf, der seinen wagen in linz verlassen hat, um einen brief an seine frau aufzugeben. er stand fünf meter vor mir, aber die polizisten liessen ihn nicht mehr zurückgehen, weil wir in einer einbahn hielten und diese verordnung jetzt auch auf die fussgänger ausgedehnt wurde. er kam immer mehr ab. ich fuhr ihm nach und liess ihn einsteigen. wir fuhren, aber wir konnten keinen weg zurück finden. da stieg er wieder aus, um den weg zu fuss zu versuchen. seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. soviel ich feststellen konnte, führt die route nach dem osten und süden und die leute, die aus dem norden und westen kommen, haben mir diese route bestätigt. eine katastrophale geschichte.« gregor bedankte sich und ging weiter.