Ein Beispiel für eine solche kombinierte Suchtechnik ist die Ursachen-Folgen-Analyse (cause consequence analysis): Hierbei wird als Ausgangspunkt ein kritisches Ereignis benutzt, zu dem erstens mit Top-Down-Suche oder Rückwärtssuche die Ursachen bestimmt werden und zweitens mittels Vorwärtssuche die Konsequenzen. Unter diesen Konsequenzen können weitere kritische Ereignisse auftreten. Damit diese eintreten können, müssen fast immer zusätzliche Vorbedingungen erfüllt sein gegenüber denen, die der Vorwärtssuche zugrundeliegen. Jede dieser zusätzlichen Vorbedingungen wird bei einer Ursachen-Folgen-Analyse mit Hilfe eines Fehlerbaums untersucht.
Die Abbildung 4.3 zeigt ein sehr einfaches Beispiel für die Anwendung dieser Technik: Das kritische Ereignis ist hier ein Überdruck in einem Druckbehälter des Systems. Als Ursache wurde mit Rückwärtssuche lediglich sehr allgemein ein unkontrollierter Druckanstieg ermittelt, da im Normalbetrieb kein Überdruck auftreten kann. Die Ursache wurde jedoch nicht weiter untersucht. Als Konsequenz sollte zunächst das Ventil 1 öffnen, ein weiteres kritisches Ereignis. Öffnet Ventil 1 nicht, sollte Ventil 2 öffnen, ebenfalls ein kritisches Ereignis.
Mögliche Ursachen für Fehlschläge bei den zusätzlichen kritischen Ereignissen, also der Fall, daß das Ventil nicht öffnet, werden mit Hilfe von Fehlerbäumen untersucht. Diese stellen die Bedingungen dar, unter denen die Fehlschläge auftreten könnten. In unserem Beispiel kann dies für das Ventil 1, welches eine automatische Steuerung durch einen Computer hat, ein Versagen dieser Steuerung sein oder ein Versagen des Ventils selbst. Ventil 2 ist handbetrieben, so daß als Grund wiederum Ventilversagen in Frage kommt oder der Fall, daß der Operateur, der das Ventil öffnen sollte, dies aus irgendeinem Grund nicht tut. Die Fehlerbäume können nun an allen 4 Enden weiterverfolgt werden, um zu bestimmen, warum die Ventile versagen oder warum die Steuerungen nicht das tun, was sie sollen.
In einem realen System ist natürlich die Zahl der Möglichkeiten an jedem Punkt einer solchen Analyse so groß, daß nur sehr selektiv einige davon verfolgt werden können. In der Auswahl dieser Möglichkeiten liegt die Herausforderung bei der Anwendung dieser Technik.